… einige Gedanken zum aktuellen kirchlichen Aufregerthema …
Wenn es in Kirchendiskussionen um die Rolle des Menschen im Allgemeinen und der Frau in der Kirche im Besonderen geht, fällt mir immer meine Oma ein. Sie war eine Bäuerin und behandelte den Priester ihres Dorfes zeitgemäß als Hochwürden mit allen Ehren. Aber wehe, er fiel in seiner Predigt auch nur einen Millimeter vom Glauben ab. Dann stürmte sie in die Sakristei und las ihm die Leviten. Als ich sie als Kind einmal fragte, ob sie in Anbetracht ihres Glaubens und Wissens nicht selbst Priester werden wolle, grinste sie nur schelmisch. Sie sagte nicht laut, was ich in diesem Moment sofort verstand: Der mächtigste Mensch des Dorfes brauchte kein Amt wie der „Bub am Altar“.
Und heute? Die Kirche glaubt nicht an die Gleichheit der Menschen. An Gleichwertigkeit schon, aber „gleich viel wert“ ist etwas anderes als „gleich“. Die Bibel drückt das in Bezug auf die Geschlechter so aus: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.“ (Gen 1, 27) Wozu diese Unterscheidung, wenn Mensch gleich Mensch ist? Jede und Jeder hat eine besondere Bestimmung und Begabung, auf Frommdeutsch nennt man das „Charisma“.
Die Frage danach, wie das Charisma des Mannes in der Kirche aussieht, wurde mir im Jahr 2006 auf Heilungsexerzitien gestellt. Der Exerzitienleiter konfrontierte mich mit dem Satz: „Das Vorbild des Mannes ist Christus am Kreuz.“ Das hat gesessen. „Aufopferung“, „Selbstverleugnung“ und „sich selbst ganz für andere hingeben“ klingt zunächst wenig erstrebenswert. Aber wenn ein Mann nicht mindestens dreimal täglich „Dein Wille geschehe“ vor sich hinmurmelt, wird er in einer Ehe nicht glücklich. Und als Priester ist er genau deswegen ehelos.
Was dagegen ist das biblische Charisma der Frau in der Kirche? Da führt kein Weg an Maria vorbei. Sie ist nicht nur das Urbild einer Mutter, die niemals von der Seite ihres Kindes weicht. Maria hat den direkten „Draht nach oben“. Etablierte Strukturen und Konventionen greift sie nicht an, sondern unterläuft sie indirekt. „Sie haben keinen Wein mehr“, sagt Maria auf der Hochzeit zu Kana zu Jesus. Nicht: „Schatz, könntest Du bitte Wein besorgen?“ Sie stellt vor Tatsachen, anstatt zu bitten. Maria findet Wege für die gute Sache, wo Männer vor lauter Regeln nicht mehr weiterwissen. Sie ist die Unterstützung, die den „Bub am Altar“ trägt. Will sie sein Priesteramt? Die Antwort ist ein schelmisches Omalächeln.