Entführt von Islamisten: Ein Afrikamissionar berichtet

Ein sehr berührendes Interview. Pater Pier Luigi Maccalli wurde 2018 in Niger von Islamisten entführt und erst zwei Jahre später nach einer kräftezehrenden Odyssee durch die Wüste Sahara wieder in Mali freigelassen. Im Gespräch berichtet er über seine zermürbende Geiselhaft und die Beweggründe seiner Entführer. Außerdem ruft er zur Hilfe auf für diejenigen, die sich auch heute noch in der Gewalt der Islamisten befinden.

Was ist Religionsfreiheit? 2. Teil: Das missverstandene Menschenrecht.

Missverständnisse rund um die „Religionsfreiheit“

Was genau umfasst der Begriff „Religionsfreiheit“ eigentlich? Welche Freiheiten schützt dieses Grundrecht und welche nicht? Und wie können Kirchen einer „Freiheit zum Irrtum“ zustimmen, ohne ihren eigenen Wahrheitsanspruch zu verlieren? Über gängige Missverständnisse und Mittel zur Überwindung spreche ich mit Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Experte für Religionsfreiheit und Inhaber des Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik am Institut für politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Mehr zum Thema findet Ihr auch im Bericht 2021 von „Kirche in Not“: www.religionsfreiheit-weltweit.de

Was ist Religionsfreiheit? 1. Teil: Das bedrohte Menschenrecht

Was ist Religionsfreiheit? Sie gehört zu den unveräußerlichen Grundrechten, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen und im deutschen Grundgesetz festgeschrieben sind. Doch dieses Grundrecht ist weltweit von vielen Seiten bedroht. Über die Definition des Begriffs und seine Abgrenzung zur Meinungsfreiheit, über die unterschiedlichen Angriffe auf die Religionsfreiheit und über mögliche Maßnahme zum Schutz dieses Menschenrechts spreche ich mit Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Inhaber des Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik am Institut für politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Simbabwe: Stillstand im „Brotkorb Afrikas“?

Jahrzehntelang stand der Name des ehemaligen Rebellenführers und Diktators Robert Mugabe für Unterdrückung und Gewaltherrschaft in Simbabwe. Er wirtschaftete das landwirtschaftlich ertragreiche Land herunter und errichtete ein umfassendes Spitzelwesen, das jede gesellschaftliche Veränderung so gut wie unmöglich machte. Auch nach Mugabes Tod schaffte es das Land bisher nicht, sich von seinem Erbe zu lösen. Als Ergebnis treibt der Stillstand vor allem die gut ausgebildeten jungen Menschen in die Emigration. Über die bewegte Geschichte und die Zukunftsperspektiven Simbabwes spreche ich in dieser Ausgabe von „Weitblick“ mit dem Journalisten Dr. Johannes Mehlitz, der sich seit Jahren mit dem südlichen Afrika befasst.

Brasilien: Obdachlosen während der Coronavirus-Pandemie helfen.

Pater Christian Heim leitet eine „Fazenda da Esperanca“ im Osten Brasiliens. Auf diesen „Bauerhöfen der Hoffnung“ bekamen vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie nur Suchtkranke eine neue Chance. Doch mitten im gesellschaftlichen Chaos von Lockdown und Kontaktbeschränkung bekamen die „Fazendas“ plötzlich eine neue Mission: Obdachlosen zu helfen. Nicht ohne Bedenken, aber voller Vertrauen folgten Pater Christian und seine Mitbrüder dem neuen Ruf und erfuhren, dass das Vertrauen auf Gott jeden ernährt, der die Armen und Schwachen bei sich aufnimmt. Ein Gespräch über das Leben im Ausnahmezustand, das ohne die ständige Gegenwart Gottes unmöglich wäre, und über eine alles überstrahlende Hoffnung, die jedes Jammern verbietet und bedingungslos neues Leben schenkt:

Hermann Gröhe: Die Religionsfreiheit 2021 aus Sicht der deutschen Politik

Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ hat im April 2021 seinen aktuellen Bericht über die Lage der Religionsfreiheit in fast allen Ländern der Welt veröffentlicht. Darin spielen sowohl die Bedrohung der Freiheit durch autoritäre politische Systeme und den radikalen Islamismus als auch die aktuellen weltweiten Einschränkungen des Glaubenslebens im Zuge der Corona-Pandemie eine Rolle. Über die wichtigsten Erkenntnisse des „Religionsfreiheitsberichts 2021“ und die sich daraus ergebenden Aufgaben für die deutsche Politik spreche ich mit Hermann Gröhe, Vize-Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Deutschen Bundestag und Beauftragter der Fraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften in dieser Ausgabe von „Weitblick“.

Von Trump zu Biden: Der Machtwechsel aus kirchlicher Sicht

Die Präsidentschaftswahlen in den USA sind entschieden: Mit Joe Biden ist zum zweiten Mal in der Geschichte ein Katholik ins Weiße Haus eingezogen. Sein Vorgänger Donald Trump hat durch seinen Politikstil die Spaltung der US-Gesellschaft und der Kirche vertieft, doch gleichzeitig manche Christen für sich gewonnen. Aus deren Sicht vertrat er konservative Werte und hat entscheidende Machtpositionen in diesem Sinne besetzt. Werden es kirchliche Standpunkte unter Präsident Biden schwerer haben? Wird ihm die Versöhnung der Gesellschaft gelingen? Und inwieweit wird sein persönlicher Glaube eine Rolle spielen? Diese Fragen beantwortet mir Michael Hochgeschwender, Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, in dieser Ausgabe von „Weitblick“.

Maria und der „Bub am Altar“

… einige Gedanken zum aktuellen kirchlichen Aufregerthema

Wenn es in Kirchendiskussionen um die Rolle des Menschen im Allgemeinen und der Frau in der Kirche im Besonderen geht, fällt mir immer meine Oma ein. Sie war eine Bäuerin und behandelte den Priester ihres Dorfes zeitgemäß als Hochwürden mit allen Ehren. Aber wehe, er fiel in seiner Predigt auch nur einen Millimeter vom Glauben ab. Dann stürmte sie in die Sakristei und las ihm die Leviten. Als ich sie als Kind einmal fragte, ob sie in Anbetracht ihres Glaubens und Wissens nicht selbst Priester werden wolle, grinste sie nur schelmisch. Sie sagte nicht laut, was ich in diesem Moment sofort verstand: Der mächtigste Mensch des Dorfes brauchte kein Amt wie der „Bub am Altar“.

Und heute? Die Kirche glaubt nicht an die Gleichheit der Menschen. An Gleichwertigkeit schon, aber „gleich viel wert“ ist etwas anderes als „gleich“. Die Bibel drückt das in Bezug auf die Geschlechter so aus: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.“ (Gen 1, 27) Wozu diese Unterscheidung, wenn Mensch gleich Mensch ist? Jede und Jeder hat eine besondere Bestimmung und Begabung, auf Frommdeutsch nennt man das „Charisma“.

Die Frage danach, wie das Charisma des Mannes in der Kirche aussieht, wurde mir im Jahr 2006 auf Heilungsexerzitien gestellt. Der Exerzitienleiter konfrontierte mich mit dem Satz: „Das Vorbild des Mannes ist Christus am Kreuz.“ Das hat gesessen. „Aufopferung“, „Selbstverleugnung“ und „sich selbst ganz für andere hingeben“ klingt zunächst wenig erstrebenswert. Aber wenn ein Mann nicht mindestens dreimal täglich „Dein Wille geschehe“ vor sich hinmurmelt, wird er in einer Ehe nicht glücklich. Und als Priester ist er genau deswegen ehelos.

Was dagegen ist das biblische Charisma der Frau in der Kirche? Da führt kein Weg an Maria vorbei. Sie ist nicht nur das Urbild einer Mutter, die niemals von der Seite ihres Kindes weicht. Maria hat den direkten „Draht nach oben“. Etablierte Strukturen und Konventionen greift sie nicht an, sondern unterläuft sie indirekt. „Sie haben keinen Wein mehr“, sagt Maria auf der Hochzeit zu Kana zu Jesus. Nicht: „Schatz, könntest Du bitte Wein besorgen?“ Sie stellt vor Tatsachen, anstatt zu bitten. Maria findet Wege für die gute Sache, wo Männer vor lauter Regeln nicht mehr weiterwissen. Sie ist die Unterstützung, die den „Bub am Altar“ trägt. Will sie sein Priesteramt? Die Antwort ist ein schelmisches Omalächeln.

Maria - Die Frau in der Kirche
Die Frau an sich steht gerne in Grotten.

Die Grenzen von Erklärvideos: Materialismus und Positivismus.

Ich bin ein großer Fan von Erklärvideos.

Es ist schön, die komplexesten Dinge einfach und unterhaltsam erklärt zu bekommen. Klar, dass ich nach den paar Minuten Video nie ein Experte sein kann … aber mehr Ahnung als vorher habe ich „hinterher“ doch meistens und wie oft mich solche Videos zu eingehenderer wissenschaftlicher Lektüre inspiriert haben, weiß ich gar nicht mehr zu sagen.

Neulich jedoch ist mir etwas aufgefallen, und zwar hier (klicken).

„In a nutshell“ oder „Kurzgesagt“ heißt diese sehr professionell gemachte Serie von Erklärvideos, die sich durch ihre breite Grundlagenrecherche und wissenschaftliche Fundierung von der Konkurrenz abhebt. Das oben verlinkte Video stößt nun aber an eine interessante Grenze: Das nicht Erfahrbare, das Transzendente. Während der Titel suggeriert: „Hey Leute, hier findet Ihr die Antwort!“ erklärt das Video lediglich Banales und sagt am Schluss nur: „Eine Antwort habe ich auch nicht.“ Das „was“ wird ausführlich erklärt, das „warum“ (der Sinn) bleibt leer.

Das liegt daran, dass die Macher des Erklärvideos die Sache ausschließlich materialistisch und positivistisch angegangen sind. Hier können Sie nun ruhig eine kurze Lesepause einlegen und die verlinkten Wikipedia-Artikel studieren. Fertig? Gut. Dann wissen Sie nun, dass beides Denkrichtungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts sind, die sich nur begrenzt zum Erkenntnisgewinn eignen. Dennoch sind sie heute noch die besserwisserischen Grundlagen des Erklärvideos an sich (kleiner Philosophenscherz). Im konkreten Fall des Videos hätte ich mir einen kurzen Ausflug ins Reich der (Religions-) Philosophie gewünscht – oder zumindest einen weiterführenden Link zu einem solchen Video. Seltsam, dass die Macher diesen Themenkomplex meiden.

Auch ein Großteil des religionskritischen Humors im Internet bedient sich bei den verstaubten Gesellen „Materialismus und Positivismus“. Nach dem Motto: „Was man nicht erfahren kann, ist auch nicht da.“ Hier zum Beispiel setzt Matt Inman den christlichen Glauben mit dem Glauben an eine hinter dem Saturn lebende Riesenkrabbe gleich. So überaus „witzig“ und zielgruppengerecht das auch aufgezogen ist – sonderlich clever ist es nicht. Es sagt lediglich:

„Hey Leute, ihr braucht Euch nicht um Dinge zu kümmern, die Ihr nicht erfahren könnt.“

Das ist materialistisch, positivistisch und im wahrsten Sinne des Wortes beschränkt. Es schließt einen gewaltigen Erkenntnisraum aus: Den Raum des Vermuteten, des Hypothetischen. Die Hypothese jedoch ist der erste Schritt zur Erkenntnis. Ohne Vermutungen kommt man nicht zum Ziel. Schlecht dran ist zwar, wer eine Vermutung als Tatsache hinstellt (so jemanden nennt man „Fundamentalisten“). Nicht viel besser dran ist aber, wer sich über eine Vermutung lustig macht, ohne sie zu begreifen.

Darum, liebe Komiker und Erklärvideo-Macher: Keine Angst vor der Transzendenz. Das Publikum will sie, aber es will sie richtig. Darum zum Abschluss noch eine philosophische Leseempfehlung.