Miss Verständnis und Konsorten: Kommunikationsfallen im Alltag

Kommunikationsfallen im Alltag

Neulich auf dem John-F-Kennedy-Flughafen in New York: Ein mit allerlei Lametta behangener Einwanderungspolizist befragt eine nervöse deutsche Seniorin. „What’s your name?“ Die Dame versteht die Sprache nicht, fixiert den gewaltigen Revolver des Beamten und murmelt: „Das ist ein Missverständnis!“ Der Ami runzelt die Stirn und fragt: „What? Miss Whereshdandnis? Your passport says your name is Meier!“

Missverständnisse vermeiden - Kommunikationsfallen im Alltag erkennen

Was wie ein mühsam herbeikonstruierter Witz klingt, ist leider Alltag. Wir verstehen uns nicht – selbst wenn wir eigentlich dieselbe Sprache sprechen. Es ist der Normalfall, dass Kommunikation misslingt. Die meisten Konflikte im privaten und geschäftlichen Alltag fußen nicht auf Unfähigkeit, sondern auf Missverständnissen. Die drei größten Kommunikationsfallen im Alltag sind:

1. Die Negationsfalle:

Wer etwas erklärt, fängt meist damit an, wie es nicht sein soll. Nun ist unser Gehirn aber leider positiver eingestellt als es uns lieb sein kann und überhört gerne das kleine Wörtchen „nicht“. Das Ergebnis: Eine Fehlschaltung, die dazu führt, dass wir uns genau das Gegenteil des gemeinten merken. Zum Beispiel: Wenn Sie zu Beginn Ihres Vortrags 100 Leuten sagen „Das Auto war nicht grün, sondern gelb!“ und Sie fragen hinterher nach der Farbe des Wagens, werden die meisten sagen: „Grün“. Darum: Nicht „nein“ sagen, sondern „ja“!

2. Die Hinführungsfalle.

Diese Kommunikationsfalle im Alltag ist eng mit der Negationsfalle verwandt, kommt aber ganz ohne das Wörtchen „Nein“ aus. Unser Gehirn ist darauf getrimmt, dass das Wichtigste zuerst kommt. Das stammt noch aus unserer Zeit in der Wildnis: Was zuerst aus dem Busch springt ist die größte Bedrohung. Dennoch neigen wir dazu, auf unsere Aussagen hinzuführen, einzuleiten, Spannung aufzubauen. Doch was ein gutes Buch auszeichnet, geht in der alltäglichen Kommunikation meist schief. Beispiel: In einem Vortrag sagte ich: „Viele sehen die Medien als reine Werkzeuge. Aber entscheidender ist, dass sie unsere Wahrnehmung der Welt verändern.“ Ein Journalist machte daraus im Artikel: „Nach Herrn Stiefenhofers Ansicht sind Medien reine Werkzeuge.“ Seitdem erkläre ich die Sache umgekehrt: Zuerst meine Hauptaussage und dann der falsche Common Sense. So ist es leichter verständlich.

3. Die Vorurteilsfalle:

In der alltäglichen Kommunikation haben wir es immer mit Leuten zu tun, die sich für ziemlich schlau halten. Jeder hat zu jedem Thema immer eine Meinung, eine Ansicht, ein Vorurteil. Und dieses Vorurteil ist der entscheidende Filter, durch den ich mit meiner Aussage erst einmal dringen muss. Oft geht das nicht ohne Streuverluste. Beispiel: Wenn ich einem Eichhörnchen-Hasser die biologische Nützlichkeit der Tierchen erkläre, werde ich bestenfalls ein „die Mistviecher sind also nicht NUR grässlich“ ernten. Bei einem Tierfreund dagegen renne ich offene Türen ein. Es ist also wichtig, die Stärke der Vorurteilsmauern meines Gegenübers zu erkennen. Daran muss ich die Stärke meiner „Kommunikationskanonen“ ausrichten und werde im schlimmsten Fall dennoch missverstanden.

Daher: Formulieren Sie einfach, schlicht und kurz. So vermeiden Sie Kommunikationsfallen im Alltag!

Kommunikation für Christen: Praxis-Tipps vom Schöpfer

Kommunikation für Christen: Gottes Vorbild und mein Handeln …

Kommunikation ist aus christlicher Sicht ein schöpferischer Akt und prinzipielles Merkmal des Lebens. So weit, so abstrakt. Aber wie gelingt Kommunikation für Christen ganz konkret? Diese Frage beantwortet Gott selbst mit seinem Handeln – zum Beispiel ganz am Anfang der Bibel im Buch Genesis:

Kommunikation für Christen: Gott sprach und es wurde

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht.
(Genesis 1, 1
-5)

Und bei der Berufung des Mose im Buch Exodus:

Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da». Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der «Ich-bin-da» hat mich zu euch gesandt. (Exodus, 3, 13+14)

Gott spricht in beiden Texten. Und immer gelingt ihm die Kommunikation geradezu explosiv: In Genesis erschafft er die Welt, in Exodus offenbart er sich den Menschen. Kommunikation bedeutet für Gott: Er greift direkt ein. Der in der Dreifaltigkeit angelegte Kommunikationskreislauf Gottes externalisiert sich und schafft Leben.

Mehr noch: Wenn Gott in der Genesis sagt „Es werde“, ist das im hebräischen Urtext mit demselben Wort ausgedrückt wie das „Ich bin“ im Exodus-Text (im Zitat fett hervorgehoben). Der Schöpfungsakt wird damit direkt auf das Wesen des Schöpfers zurückgeführt: Gott handelt, weil er ist und er kann nur schöpferisch handeln, weil er so ist, wie er ist. Seine Botschaft an Mose lautet also übersetzt: „Es gibt mich und ich habe Euch geschaffen – zieht daraus Eure Konsequenzen!“

Wie also kommuniziert Gott in beiden konkreten Beispielen? Auf keinen Fall wie ein Zeuge Jehovas, der von Tür zu Tür rennt und einem mit dem Wachturm vor’m Gesicht herumwedelt. Das ist keine Option in der Kommunikation für Christen. Gottes Handeln ist von seinem Sein untrennbar.

Gott kommuniziert, indem er ist. Und wir sollten das ebenfalls.

Das mag kompliziert klingen, dürfte aber auch jedem atheistischen Sinnsucher einleuchten: Sinn findet man nur, indem man die Dinge auf das Wesentliche reduziert. Und je wesentlicher etwas ist, desto schwerer wird es in Worte zu fassen. Von menschlicher Seite aus ist Gott nur erlebbar, nicht rational erfassbar, wie ich es hier bereits einmal skizziert habe (Gotteserfahrung ist Perzept, nicht Konzept).

Was heißt das nun konkret auf den Menschen und unsere Kommunikation untereinander übertragen? Auch unsere Kommunikation gelingt nur dann, wenn sie …

  1. … unserem Sein entspricht. Konkretes Beispiel: Auf wen hören wir mehr? Auf die in sich ruhende Großmutter, die leise behutsame Worte spricht oder auf den hyperventilierenden Fernsehprediger mit perfekt sitzenden Bibelsprüchen?
  2. … schöpferisch ist und nicht leer zurückkehrt (vgl. Jes. 55,11). Konkretes Beispiel: Dieser Beitrag von mir zum Katholikentags-Plakat ist erst mal nur eine Kritik. Zu gelungener Kommunikation würde er nur dann, wenn er etwas bewegen würde. Ob das der Fall ist, ist oft aber schwer zu beurteilen, da die Wirkung meist nur im Verborgenen geschieht.
  3. … unser Sein erweitert und ihm entströmt. Konkretes Beispiel: Peter macht am liebsten in Ruhe Bürokram. Beate liebt den Kontakt mit Menschen. Wer ist besser für den Kundenkontakt geeignet? Klar: Beate. Weil sie dann so sein darf, wie sie ist. (Einziges Problem: Manche Leute wissen nicht, wie sie sind. Sie denken, ganz toll mit Menschen umgehen zu können, sind aber dabei ganz arge Schreckschrauben (m/w)).

Man könnte diese Liste noch fortsetzen, doch ich möchte hier im Grunde nur dazu ermutigen, Gottes Beispiel: Erst kommt das Sein, dann kommt die Kommunikation für Christen. Wer (noch) keine Substanz hat, sollte erst einmal daran arbeiten, bevor er/sie die Welt mit seinen/ihren Ergüssen beglückt. In diesem Sinne möchte ich mit der mir lieb gewordenen goldenen Kommunikations-Regel schließen:

„Wenn Du nichts zu sagen hast, dann sag lieber nichts.“

Kommunikation für Christen: Biblische Grundlagen.

Kommunikation für Christen: Kenne die biblischen Grundlagen

Journalisten sind kritische Zeitgenossen und tun sich deshalb meist eher schwer mit Religion und Glauben. Selbst katholische Publizisten haben vor einiger Zeit in einer Umfrage erklärt, nicht ihren Glauben verkünden, sondern lediglich nüchtern berichten zu wollen. Da frage ich nach: Wenn Du nicht schreibst, was Du glaubst, was schreibst Du dann? Ich sage: Kommunikationswissenschaft sollte für Christen eigentlich die Königsdisziplin sein – mindestens gleichauf mit der Theologie. Die Bibel gehört kommunikationswissenschaftlich betrachtet, damit man die Grundlagen seines Tuns versteht. Los geht es mit dem Anfang des Johannes-Evangeliums:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.  In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.

(Johannes 1, 1-2)

Kommunikation für Christen - Gott ist Kommunikation

Gott ist Kommunikation

Man lasse sich das auf der Zunge zergehen: Kommunikation stand am Anfang der Schöpfung. Gott kommunizierte, ja: Er war Kommunikation. Was das bedeutet, ist vielschichtig:

Zum einen ist das ein Hinweis auf die Dreifaltigkeit Gottes. Dreifaltig, das bedeutet, dass Gott sich in sich selbst genug ist. Er braucht keine Menschen und keine Schöpfung und er braucht sie deshalb nicht, weil er aus einem in sich geschlossenen Kommunikationskreislauf besteht. „Vater“, „Sohn“ und „Heiliger Geist“ – drei inhaltsreiche theologische Begriffe, die an dieser Stelle der Einfachheit halber nur für drei „personalisierte Eigenschaften“ Gottes stehen sollen – sind in erfüllter Kommunikation versunken und existieren ohne Not und Mangel. Deshalb kann man sagen: Gott ist Kommunikation. Nicht ausschließlich natürlich, aber es ist ein wichtiger Aspekt.

Von diesem Grundsatz erzählen die ersten beiden Sätze des Johannes-Evangeliums. Im dritten Satz wird die Schöpfung erzählt: Alles wird geschaffen, wodurch? Wieder durch „das Wort“, die Kommunikation! Diesmal durch die aus der göttlichen Sphäre ausströmende Kommunikation. Wissenschaftlich formuliert hat Gott also einen rein intrinsischen Vorgang externalisiert. Das war neu, kreativ und innovativ. Geschaffen wurde dadurch nicht nur ein Kommunikationsstrom vom Schöpfer aus, sondern alles, was nicht direkt Gott ist: Zeit, Raum, Materie, Leben. Der Moment, in dem Gott die Kommunikation nach außen wandte, war der christliche Urknall.

Hätten wir also Gott und die Schöpfung in vier Sätzen erklärt bekommen. Doch Moment, da steht: „Das Wort war Gott“. Ist Gott also ausschließlich Kommunikation, etwas Unpersönliches? Nein, denn „das Wort“ im griechischen Original heißt „Logos“. Und das bedeutet nicht nur „Wort“, sondern auch „Sinn“ und wurde oft als Synonym für „Gott“ verwendet. Logos, das heißt: manifestiertes, fleischgewordenes Wort. Logos, das heißt kommunikationswissenschaftlich formuliert: Die greifbare und persönliche Externalisierung Gottes in der Schöpfung durch Materie gewordene Kommunikation.

Christen nennen diese „Externalisierung“ Jesus Christus. Vereinfacht gesagt heißt „Das Wort war Gott“ also: „Jesus Christus war Gott.“ Daher gehört Kommunikation für Christen zum Glaubensbekenntnis.

Sternenhimmel Jordanien - Licht und Finsternis

Licht und Finsternis – Der Sternenhimmel über der jordanischen Wüste.

Ein letzter Aspekt: Im Wort war das Leben und das Leben war das Licht. Es leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. Nachdem bisher nur von Schöpfung und Leben die Rede war, lenkt Johannes nun den Blick auf das Gegenteil: Die Finsternis. Diese ist aber keine Nicht-Kommunikation, sonst wären Schweigemönche arge Ketzer. Nein, die Finsternis wird hier als das Gegenteil von Leben dargestellt. Mehr noch: Als die Umgebung, das externe Umfeld des Lebens. Merken wir was? Das Leben und die Schöpfung verhalten sich zur Finsternis wie sich Gott vor der Schöpfung zu seiner nichtexistenten Umgebung verhalten hat: Die Schöpfung ist wie Gott selbst ein in sich geschlossener Kommunikationskreislauf der allein durch seine Existenz leuchtet und den die Nichtexistenz nicht erfassen kann. Was nun also ist die Aufgabe dieser Schöpfung? Natürlich den Schöpfer zu imitieren: Den intrinsischen Vorgang zu externalisieren, selbst schöpferisch tätig zu sein, Gottes Schöpfung auszuweiten und „die Finsternis“ zurückzudrängen.

Das, liebe Leute, ist Kommunikation für Christen:
Ein leidenschaftlicher Schöpfungsvorgang, der Neues hervorbringt.
Keine neutrale Nabelschau, sondern ein Lebensspendendes Heilsystem.

Moment. System? Alle Soziologen und Kommunikationswissenschaftler unter meinen Lesern sollten nun Schnappatmung bekommen, denn, jawohl: Was hier in Johannes 1, 1-2 kurz und knapp zusammengefasst wird hat der gute Prof. Dr. Niklas Luhmann in über jahrzehntelanger harter Arbeit völlig untheologisch als Beschreibung der menschlichen Gesellschaft ausgearbeitet – nachzulesen in seiner Systemtheorie.

Ich lasse Sie das mal googlen und verabschiede mich für heute bis zum nächsten Mal – denn es gibt noch mehr Lehrstücke aus der Bibel zum Thema „Kommunikation für Christen“.

Herbst in München – Bilder zum aufatmen.

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Herbst in München! Von mir aus könnte es dauernd Herbst sein. Der Sommer ist mir zu heiß, der Frühling zu allergisch, der Winter passt scho, aber der Herbst … hach! Einfach mal schnell in den Englischen Garten gewandert und schon … Weiterlesen