Die katholische Kirche und Chuck Palahniuk mögen wenig miteinander zu tun haben – die Verfilmung seines Buchs „Fight Club“ eignet sich aber hervorragend als Start in die Fastenzeit.
Die Fastenzeit mit Fight Club einzuläuten – das ist nicht so abwegig wie es klingt, denn einige Zitate aus dem Film scheinen quasi am Aschermittwoch geschrieben worden zu sein:
„Zuerst musst du wissen, nicht fürchten, sondern wissen, dass du einmal sterben wirst.“
Genau darum geht es am Aschermittwoch in der Kirche: „Gedenke, Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst“, sagt der Priester, wenn er den (mehr oder weniger) Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf den Kopf streut. Das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit geht mir im Alltag oft komplett ab – in der Fastenzeit soll dieser Alltag durchbrochen und wieder auf tragfähige Fundamente gestellt werden. Dazu muss ich mir klar machen, was Fight-Club-Held Tyler Durden mit den folgenden Worten beschreibt:
„Du bist nicht dein Job! Du bist nicht das Geld auf deinem Konto! Nicht das Auto, das du fährst! Nicht der Inhalt deiner Brieftasche! Und nicht deine blöde Cargo-Hose! Du bist der singende, tanzende Abschaum der Welt.“
Wer ein Problem mit dem Begriff „Abschaum der Welt“ hat, dürfte vermutlich auch ein Problem mit dem Begriff „Sünde“ haben. Ohne die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen wäre aber die Fastenzeit und damit auch Ostern selbst sinnlos. Nur weil die ursprüngliche Krone der Schöpfung sich zum „Abschaum der Welt“ entwickelte, musste Gott seinen Sohn auf die Welt schicken. Nur weil sich der Mensch so weit von dem entfernt hatte, was er eigentlich ist, musste Jesus Christus sterben und auferstehen. Mal wieder herunterzukommen vom täglichen hohen Ross und meine eigene Erlösungsbedürftigkeit im ganzen Ausmaß zu begreifen – darum geht es in der österlichen Bußzeit. Nur wenn ich mir meiner Lage bewusst werde, kann ich mich ändern:
„Eine ganze Generation zapft Benzin, räumt Tische ab und schuftet als Schreibtischsklaven. Durch die Werbung sind wir heiß auf Klamotten und Autos, machen Jobs die wir hassen und kaufen Scheiße, die wir nicht brauchen. Wir wurden durch das Fernsehen in dem Glauben aufgezogen, dass wir alle mal Millionäre werden, Filmgötter, Rockstars. Werden wir aber nicht, und das wird uns langsam klar.“
Diese knallharte Analyse in „Fight Club“ unterscheidet sich nicht von der eines gläubigen Christen: Dieses materialistische „vor-sich-hin-leben“ bringt’s nicht, beutet mich nur aus, macht mich kaputt. Nur ist die Schlussfolgerung eines Christen eine andere als die in „Fight Club“. Während der Held dort einen wütenden Aufstand gegen die Gesellschaft beginnt und schließlich eine faschistische Terrororganisation gründet, um die Welt zurück in die Steinzeit zu bomben, findet die menschliche Verzweiflung im Christentum ein besseres Ventil: Ich muss mich ändern, nicht die anderen. Durch Gebet, intensive Suche nach Gott und aktive Nächstenliebe.
Das ist gelebte Fastenzeit und das tut mir gut.