Medien formen Menschen: Muttersprache und Fremdsprachen.

Medien formen Menschen.

Wenn wir über Medien sprechen, meinen wir meist nur technische Vermittlungshilfen wie Zeitung, Fernsehen, Radio oder deren Mischformen im Internet. Das zielt zu kurz und verdeckt die wahre Wirkung von Medien. Denn wenn wir sie nur als reine Werkzeuge sehen, unterschätzen wir die guten alten Medien gewaltig.

Das Medium ist die Botschaft

Mit seinem Slogan „Das Medium ist die Botschaft“ behauptete der kanadische Medienwissenschaftler Marshall McLuhan, dass die genutzten Medien einer Gesellschaft diese Gesellschaft im Kern definieren. Ein Volk, das vor allem Zeitung liest, hat gemäß dieser Theorie ein völlig anderes Weltbild und eine komplett andere Abstraktionsfähigkeit als ein Volk, das sich vor allem durch den Fernseher informiert. Wer sich über die hysterischen Wutbürger in den sozialen Medien wundert, hat darum etwas Grundlegendes nicht verstanden: Medien formen Menschen – und nicht umgekehrt. Das Internet gebiert den anonymen Querulanten – und das liegt nicht am Nutzer, sondern an der Form des Mediums.

Medien formen Menschen - Zeitung, Buch oder Fernsehen?

Ein Volk, das vor allem Zeitung liest, hat ein völlig anderes Weltbild und eine andere Abstraktionsfähigkeit als ein Volk, das sich vor allem durch den Fernseher informiert.

Nach der Theorie McLuhans waren es ausschließlich Meilensteine in der Entwicklung der Kommunikationsmittel, die die menschliche Zivilisation im Lauf der Geschichte vorangetrieben haben: Das phonetische Alphabet, der Buchdruck, die elektronischen Medien – sie waren die Grundlagen und nicht die Ergebnisse der größten menschlichen Errungenschaften. Medien formen Menschen – das ist die erste Überraschung, die McLuhans Werk bereit hält.

Die zweite Überraschung ist die, dass er die Liste der Medien erheblich erweitert. So ist für ihn jede einzelne Sprache der Welt ein Medium, das unsere Wahrnehmung verändert. Die Schrift, selbst ein eigenes Medium, ist dabei sozusagen die „Hardware“, die Sprache die „Software“. Wer in einer fremden Sprache kommuniziert – und das wird jeder bestätigen, der einer Fremdsprache mächtig ist – gibt dadurch nicht nur Informationen an Menschen eines anderen Kulturkreises weiter, sondern wird durch die Benutzung der Sprache auch in diesen Kulturkreis mit hineingenommen.

Ein Beispiel: Wer wissenschaftliche Texte auf Englisch schreibt, wird dies in Form eines Essays tun und dabei sowohl Humor als auch Understatement einfließen lassen. In einem deutschsprachigen wissenschaftlichen Text dagegen staubt es regelrecht vor nüchterner Distanziertheit und es braucht beinahe Exegeten, um die komplizierten Schachtelsätze zu entwirren. Das Understatement wird einem im Englischen auch durch das egalitäre „you“ erleichtert. Es gibt kein förmliches „Sie“ und kein persönliches „Du“. Die Nähe ergibt sich ausschließlich aus dem Kontext.

Diese Beispiele bestätigen McLuhans These, dass das Medium „Sprache“ Völker formal trennt: „Eine Sprache ist die kodierte Form kollektiver Wahrnehmungen und der Weisheit vieler Menschen.“ Dabei geht es ihm weniger um die Hochsprache – gerade der „Slang“ und die Umgangssprache sind das Prägende. Sie sind schließlich der Prüfstein, an dem Muttersprachler einen Nicht-Muttersprachler erkennen. Sprache ist für McLuhan die Äußerung des Unterbewussten und macht die Beziehungen zwischen Sachverhalten für jeden Kulturkreis auf einzigartige Weise unterschiedlich deutlich. Wer das verstanden hat, wird sich nie mehr wundern, warum sich eine Kunstsprache wie „Esperanto“ nie durchsetzen konnte: Es fehlt die Unterfütterung durch die Kultur, es fehlt der Herzschlag der Poesie.

Das heißt auch: Was in Sprache A gedacht wurde, konnte genau so tatsächlich nur in Sprache A gedacht werden, denn sie war die unerlässliche „Software“ dafür. Sprache B kann den Gedanken zwar übersetzen und für ihren Kulturkreis anpassen. Ganz begreifen wird sie ihn vermutlich nie. Das ist auch der Grund, warum man Texte ab einem gewissen Abstraktionsgrad immer nur in der Originalsprache lesen sollte: Es geht nicht nur um Worte – es geht um Deutungszusammenhänge und die sind meist nicht zu übersetzen.

Das alles könnte man nun für die rein abstrakte Gedankenakrobatik eines Professors aus dem Elfenbeinturm halten, wäre da nicht die aktuelle Debatte um „Integration“ im Zuge der Flüchtlingskrise. Denn nach all diesen Überlegungen sind sofortige Deutschkurse für all jene, die bleiben wollen ein Muss. Medien formen Menschen – und die Sprache des Gastlandes zu kennen und zu benutzen ist daher viel unerlässlicher für die Integration als die Kenntnis des Grundgesetzes auf Arabisch. Das für Übersetzer und fremdsprachigen Buchdruck ausgegebene Geld sollte darum besser in Deutschlehrer und Unterrichtsmaterial investiert werden. Das ist das konkrete Fazit einer abstrakten Überlegung.

Die in diesem Text verwendeten Zitate Marshall McLuhans sind diesem Buch entnommen.

5 Gründe, warum Deutschland Flüchtlinge aufnehmen kann und muss.

Für jeden Quatsch gibt’s im Internet Listen. Darum dachte ich mir: Machst Du mal eine Liste über was Sinnvolles. Zum Beispiel, warum Deutschland Flüchtlinge aufnehmen kann und muss. Und zwar alle, die kommen. Los geht’s!

1.

Unsere Bevölkerung schrumpft dramatisch. Wenn wir unsere Wirtschaftskraft und unseren Lebensstil bewahren wollen, brauchen wir Zuwanderung – und zwar gewaltig! Zwischen 2018 und 2025 werden nicht weniger als 25 Prozent aller Arbeitnehmer bundesweit in Rente gehen – und noch ist niemand da, der sie ersetzt.

2.

Die jetzige gewaltige Flüchtlingswelle besteht aus vielen jungen und gut ausgebildeten Menschen und ihren Familien. Das einzige Hindernis zur Integration in unseren Arbeitsmarkt besteht in den fehlenden Sprachkenntnissen. Wir brauchen darum ein intensives Sprachausbildungs- und Integrationsprogramm für Flüchtlinge vom Moment der Aufnahme an. Wer deutsch spricht, ist weniger fremd. Momentan dürfen Flüchtlinge die ersten Monate nichts tun als Däumchen drehen. Das ist Unsinn! Selbst, wenn sie nach einigen Monaten unser Land wieder verlassen müssen: Einen Deutschkurs sollten sie mitnehmen dürfen.

3.

Wir sind eines der reichsten Länder der Welt mit funktionierender Infrastruktur und stabiler Gesellschaft. Wenn das kleine Jordanien (knapp 7 Millionen Einwohner) weit über eine halbe Million Flüchtlinge ganz allein stemmen kann, sollte uns das zu denken geben. Wenn man das als Maßstab nimmt, müssten wir locker sechs Millionen Flüchtlinge verkraften. Klar geht das nicht nebenher und braucht Anstrengung. Aber wer auf Staatskosten Banken und Privatvermögen retten kann und immenses Geld für auch wirklich noch den allerletzten Schmarrn übrig hat, der kann und muss auch Flüchtlinge aufnehmen. Notfalls müssen dann eben Prioritäten neu geordnet werden, denn Menschenleben und die Abwehr von Chaos und Krieg sind wichtiger als Luxus.

4.

Der Begriff „Wirtschaftsflüchtling“ ist zynisch. Denn aus welchen Gründen ein Mensch seine Heimat verlässt, sollte völlig egal sein. Klar ist: Keiner macht das gerne und ohne triftigen Grund. In einer globalisierten Welt, in der Kapital ungehindert Staatsgrenzen überqueren kann, sollte für Menschen dasselbe gelten, sonst ist der Kapitalismus wirklich nur eine andere Form der Sklaverei. Unsere Gesellschaft ist auf dem Prinzip aufgebaut, dass sich jeder durch Leistung selbst versorgen und ein gutes Leben aufbauen kann. Wer keine Leistung erbringen kann, erhält eine Grundsicherung, um nicht zu verhungern. Dieses Sozialstaatsprinzip erkauft uns die öffentliche Ordnung. Die Flüchtlinge, die nun zu uns kommen, haben tausende Kilometer auf abenteuerlichste Weise hinter sich gebracht. Man kann daher von ihrem Leistungswillen ausgehen. Dass sie irgendwem die Arbeit wegnehmen, ist nicht zu befürchten. Dazu ist unsere Gesellschaft zu sehr auf Sprach-, Fach- und Sozialkenntnisse aufgebaut. Bis die Flüchtlinge das einigermaßen gelernt haben vergehen Jahre – und den Vorsprung eines deutschen Facharbeiters in diesen Bereichen holen sie vermutlich nie auf.

Warum Deutschland Flüchtlinge aufnehmen müssen - auch Wirtschaftsflüchtlinge!

Suchbild (groß durch Klicken): Sehen Sie den „Wirtschaftsflüchtling“? Wohl kaum, denn obwohl dieser junge Mann sich sichtlich langweilt, würde er sein Land nie verlassen, wenn ihn nicht ein bärtiger Vollpfosten mit Kalaschnikow dazu zwingt.

5.

Es kommen keine Islamisten oder Kriminelle ins Land, sondern größtenteils ehrliche Leute, die vor solchen Spinnern geflohen sind. Warum ich das so sicher weiß? Weil Kriminelle und Terroristen immer schon genug Geld hatten, um jede Landesgrenze zu überqueren. Geld öffnet die Türen und sowohl die Mafia als auch die Islamistenszene haben Grenzen noch nie aufgehalten. Das Problem der jetzigen Flüchtlinge ist die Geld- und Perspektivlosigkeit. Die größte Sorge der Deutschen scheint es dennoch zu sein, dass die Sicherheit leiden wird. Das kann der Fall sein, wenn die Flüchtlinge in ihren Lagern versauern müssen, die Behörden ihren üblichen Stiefel durchziehen und der öffentliche Dienst nicht schnellstens aufgestockt wird, um Ausbildungsprogramme ins Leben zu rufen. Es muss was passieren und ich bin zuversichtlich, dass die Politik das demnächst kapiert. Sie muss es.

Flüchtlinge in Deutschland: Wir können und müssen sie aufnehmen!

Ich habe lange gezögert, Texte über Flüchtlinge in Deutschland zu schreiben. Die ganze Diskussion ist recht komplex und wird emotional bis hysterisch geführt. Man kann sich daran eigentlich nur die Finger verbrennen. Warum ich in dieser Woche nun doch eine Textreihe dazu verfasse, hat nur einen Grund: Ich habe ein bisschen Ahnung vom Thema, weil ich sechs Jahre lang hier gearbeitet habe, weltweite Flüchtlingstragödien beobachtet und Flüchtlingen in Deutschland geholfen habe. Ahnung verpflichtet, also los.

Flüchtlinge in Deutschland haben es besser als im Nahen Osten und das ist gut so!

Diese Kirche in Jordanien ist zu klein, die Flüchtlinge müssen draußen mitbeten. Das Land hat knapp 7 Millionen Einwohner, über eine halbe Million davon sind Flüchtlinge.

Viele Menschen glauben, wir könnten nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen. Das ist verständlich, denn man muss schon diverse nicht allzu offensichtliche Fakten kennen, um zu verstehen, warum wir schon aus Eigennutz so viele Flüchtlinge – vor allem aus dem Nahen Osten – aufnehmen sollten wie nur irgendwie möglich. Eine Liste dieser Fakten gibt’s morgen hier an gleicher Stelle, also klicken Sie rein!

Moralisch haben wir diese Verpflichtung darüber hinaus, weil wir nicht genug getan haben, um das herrschende Chaos in Afrika und im Nahen Osten zu verhindern und zu unterbinden. Die treibende destabilisierende Kraft im Nahen und Mittleren Osten heißt Saudi-Arabien. Ein totalitärer Staat und unser bester Buddy in der Region. Seinen Interessen haben wir im Nahen Osten die Irak-Kriege und den Islamischen Staat sowie in Afrika Boko Haram zu verdanken. Von dort stammt das allermeiste von dem, was man heute so „Islamismus“ nennt. Weil uns die Arabische Halbinsel immer schon wichtiger war als der Rest des Nahen Ostens – Israel eingeschlossen – und weil wir zu islamophob, xenophob und wirtschaftsfixiert waren, um die realen Zusammenhänge der Region erfassen zu wollen, haben wir es zugelassen, dass die vielfältige und größtenteils friedfertige islamische Kultur von finanzstarken Fanatikern aus Saudi-Arabien und dessen Satellitenstaaten zerschlagen, gleichgeschaltet und als „radikaler Islam“ wiederaufgebaut wurde. Herzlichen Glückwunsch, lieber Westen! Die Quittung ist dieser Flüchtlingsstrom.

Die Reaktion des offiziellen Deutschland und seiner Bürger auf diese Herausforderung macht mich bisher stolz. Die großartige Begrüßung der vorwiegend syrischen Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof Anfang September und die klaren Worte von Kanzlerin Angela Merkel sind genau das Gegenteil von dem, was jeder erwartet hätte, der nur das Mediengekreische für bare Münze genommen hat. Die Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte sind die dunkle Seite der Medaille. Die Täter sind in meinen Augen große Kinder, die trotz Globalisierung und (vermutlich) eigenem Auto zumindest geistig noch nie über die Gassi-Reichweite ihres Kampfhundes hinausgekommen sind. Ihre Anstifter dagegen sind unserem Verfassungsschutz bekannt. Man muss sich daher ernsthaft fragen, wieso nicht energischer gegen diesen Rechtsterrorismus vorgegangen wird. Das ist eine noch unerledigte Hausaufgabe unserer Sicherheitskräfte.

Als Christ kommt für mich noch eine weitere Dimension hinzu: Die Geschichte vom Barmherzigen Samariter und die klare Aufforderung Jesu, jedem, aber auch wirklich jedem zu helfen, der Hilfe braucht, lässt nicht den kleinsten Raum für Sprüche wie „das Boot ist voll“. Selbst wenn das wahr wäre (was es in Deutschland keinesfalls ist), hätte ich als Christ die Verpflichtung, jeden mit in meinen Rettungsring zu nehmen, der ihn braucht. Wem das zu radikal ist, den verstehe ich. Wenn derjenige sich dann aber noch „Christ“ nennt, finde ich das irgendwie inkonsequent.