Das Papst Franziskus Rezept: Perzept statt Konzept.

Große Verwirrung stiftet Papst Franziskus gerne in allen Kirchenlagern.

Einerseits benennt er klar und deutlich die moralischen Probleme unserer Zeit: Er geißelt Gender-Ideologie und Abtreibung als inakzeptabel, kritisiert Kapitalismus und Auflösung der Familie. Andererseits ist er der Rockstar unter den Päpsten und bringt verwirrende Aktionen, die selbst Jesse Pinkman den Mund offen stehen lassen würden – so wie neulich die Tischzauberer-Nummer während seines USA-Besuchs. Diesen PR-Einlagen lässt er auch konzeptionell Taten Folgen: Er beruft die Familiensynode ein, senkt bürokratische Hürden im Ehenichtigkeitsverfahren, ruft ein Gnadenjahr der Barmherzigkeit aus und verlangt mehr Bescheidenheit von Amtsträgern und Gläubigen.

Papst Franziskus - Bild von Agência Brasil

Papst Franziskus – Bild von Agência Brasil

Was so viele verwirrt ist eine geniale Kommunikationsstrategie, die in der Kirche längst fällig war: Nachdem sich Jahrhundertelang Päpste nur in kompliziert verschwurbelten bürokratischen Ergüssen an die Öffentlichkeit gewandt haben, ignoriert hier einer plötzlich sogar die Printform. Papst Franziskus setzt vor allem Zeichen, Bilder und Gesten ein, um den Menschen den Glauben zu vermitteln. Damit setzt er mehr auf gelebten Glauben, Taten und Bekenntnis, weniger auf Wissen, Kenntnis und theologischen Tiefgang. Wer durch Franziskus zum Glauben kommt, muss nicht unbedingt wissen, was er da glaubt. Entscheidend ist, dass er es „fühlt“ und glaubwürdig lebt. Fans seines Vorgängers Benedikt XVI., des wohl gelehrtesten Papstes der letzten Jahrhunderte, verstört das. Ich gebe zu, ich bin so ein Benedikt-Fan. Es war die scharfe analytische Kraft Ratzingers, die mich fasziniert und stark an den katholischen Glauben gebunden hat. Aber um durch Benedikt zum Glauben zu kommen, muss man enorm viel lesen. Franziskus muss man nur zusehen.

Papst Franziskus setzt auf Perzept statt Konzept

Franziskus erfüllt eine Forderung, die der Medienforscher Marshall McLuhan bereits in den 1960er Jahren an die katholische Kirche gestellt hat: Im elektronischen Kommunikationszeitalter darf sie nicht mehr argumentieren und missionieren wie zu Zeiten des Buchdruck-Monopols. Die erhöhte Kommunikationsgeschwindigkeit dezentralisiert, stellt die vatikanische Bürokratie vor unlösbare Kommunikationsprobleme. Der Jahrhundertelang vorherrschende Versuch, den Glauben als „Konzept“ rational zu vermitteln, wird im Zeitalter elektronischer Medien sinnlos. Fernsehen, Radio und Internet appellieren nicht an unsere linke Gehirnhälfte, die für Analyse zuständig ist. Sie sprechen unsere rechte Hirnhälfte an, die jedes Phänomen ganzheitlich erfassen will. Wenn also heute jemand Armut predigt, aber hinter dem prunkvollen Petersdom wohnt, können wir das nicht akzeptieren. Da kann man argumentieren so viel man will (und es gibt gute Argumente für den Prunk), aber der Augenschein dominiert und die Kirche wird deshalb unglaubwürdig. Franziskus hat das erkannt. Darum vermittelt er den Glauben nicht als Konzept, sondern als Perzept, als subjektive Wahrnehmung.

Folgt man McLuhan, und das tue ich hier, macht Franziskus damit alles richtig. Er folgt dem Vorbild der Heiligen, die alle eines auszeichnet: Sie leben in der Gegenwart. Die Vergangenheit zählt nicht, wurde zurückgelassen. Alles, was sie begleitet, ist das lebendige Wort Gottes, der Logos, Mensch geworden in Jesus Christus und niedergeschrieben im Evangelium. Es ist die Richtschnur für das Handeln der Heiligen und indem er ihnen folgt, hat Franziskus die richtige Richtung vorgegeben. Statt lieber in der sicheren Gewissheit der Vergangenheit zu leben, betritt er Neuland und erfüllt damit die Beschreibung McLuhans für Heilige:

„Heilige wollen in der Gegenwart leben. Darum sind sie unerträglich“

Gelebter Glaube statt theologischen Grabenkämpfen – ein Stein des Anstoßes statt gemütliches Fundament. Mit diesem Papst an der Spitze muss einem nicht bange sein.

Würdiges Katern der Allgäuer Jugend nach dem Besuch von Landdiscos.

Eines weiß ich aus meiner Allgäuer Jugend sicher:

Diskotheken und Clubs sind die Mitochondrien des Hinterlandes, die Kraftwerke, aus denen die Jugend im Allgäu ihre Energie zieht. Pfui, war das ein schlimmer Satz, weisch, des goht it, so darf man nicht sprechen zwischen Isny und Immenstadt. Red´ gefälligst Dialekt, ja der Dialekt will kultiviert sein von der Allgäuer Jugend. Zwischen Doc Martens und Dreadlocks, Totenkopftattoo und Impfnarbe gehört die Sprache hier zur Körperpflege. Sie stimmt aber natürlich auch auf hochdeutsch, die Sache mit den Landdiscos im Allgäu und sie verlangt würdiges Katern. Was das ist? Lest, voran, lest!

Landdiscos im Allgäu, Freude der Allgäuer Jugend!

Landdiscos sind a) schwer zu finden b) wunderbar oder c) alles zusammen.

Jene rauchigen Kaschemmen, die sich im Nirgendwo an die Hänge der grünen und grauen Täler schmiegen. Jene Walddiskotheken mit ihrem ewig gleichen „Whole lotta love“, „I put a spell on you“ und „Narcotic“. Ihr Licht ist im Winter die einzige Verheißung von Wärme auf 50 Quadratkilometern, darum sind sie die einzigen Häuser des Allgäus, die man auch vom Weltall aus sehen kann. Zu ihnen führen ungeräumte Straßen, deren Verheißung Vereisung heißt und über die dennoch eine Karawane unzähliger rostiger Kleinwagen zum heißen Brennpunkt des Lebens und der Liebe, zu Schuppen namens „Rasta“ oder „Sonneck“ zieht. Hier, wo sich die Elite des Rock´n Roll versammelt, kippen die coolsten Säue der Nation ihre Woiza.

Neulich hat jemand die coolen Säue „baurig“ genannt. Ich glaube, der Typ hieß „Neid“. Denn wovon die Großstadtrocker, Raver und Punks träumen – die große Freiheit, Sex, Drugs and Rock´n Roll – damit wachsen die Bauernsöhne und -töchter ganz selbstverständlich auf. Die Entfernungen zwingen sie dazu, sich früh zu motorisieren. Die freie Natur und manchmal sogar Papas Hof bergen vielfältige Möglichkeiten, bewusstseinsverändernde Substanzen zu sammeln oder anzubauen. Und der DJ im „Sonneck“ ist vielleicht nicht immer ganz auf der Höhe der Zeit, hat dafür aber einen ernstzunehmenden Musikgeschmack und präsentiert sein solides Set Woche für Woche für Woche.

Allgäuer Jugend: Die wahre Jugend!

Während die Großstadtjugend in der Masse untergeht, den neuesten Trends hinterherhechelt und dabei doch immer nur die Verkleidung wechselt, hat sich das Allgäuer Jungvolk in seinem musikgetriebenen Lebensstil gemütlich eingerichtet, sind Festivalbändchen um die Handgelenke ebenso Lebensart wie der Abwrackprämie von der Schippe gefahrene und schludrig neulackierte Autos. Wer sagt, die Landjugend sei ein Freund des Tunings, muss die öden Motorfetischisten der drögen Allgäuer Kleinstädte meinen. Bauernkinder tunen nicht. Sie schrauben, basteln und hinterher sieht alles aus wie ein Traktor. Wer meint, seine Jugend in Käffern wie Kempten, Immenstadt oder Wangen verbummeln zu müssen, wird sich einst im Paradiese fragen, warum er immer nur in öden Pubs zu Schlagern dösig gesoffen oder in kalten Hallen zu Techno müde gezuckt hat, anstatt nur ein paar Kilometer weiter zwischen Hügeln und Wäldern die brüllende Hitze der Nacht und wie einem Hunter-S.-Thompson-Roman entsprungene Irre zu erleben.

Die Kehrseite des wilden Lebens ist eine vorprogrammierte morgendliche Katerstimmung, die in der von den Gletschern der Eiszeit gezeichneten Landschaft des Voralpenlandes deutlich anders ausfällt als in der Großstadt. Wer im Hinterland seinen „Kalten Truthahn“ schieben muss, sollte sich vorher versichern, alles Nötige im Haus zu haben. Denn der Weg zum nächsten Geschäft ist weit und die Ladenöffnungszeiten huldigen der Adenauerzeit. Mancherorts haben die Krämer nicht nur Samstags und Sonntags, sondern sogar Mittwochnachmittag geschlossen. Eine Tatsache, die manchem Spätkaufverwöhnten Großstädter schon das Leben oder zumindest die gute Laune gekostet hat. Dösige Sonntagsstimmung weht die meiste Zeit durchs Allgäu und so sehr sie einem beim „runterkommen“ hilft, genauso stört sie beim wieder aufpäppeln.

Würdiges Katern, morgendliche Katerstimmung, Allgäu

Würdiges Katern beinhaltet für mich den Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes.

Wo soll man nur einen bunten Film herbekommen am Sonntagmorgen, wenn das Internet noch analog und der DVD-Verleih geschlossen ist? Die eigene Sammlung beinhaltet nur schonungslos harte Thriller und Kunstfilme, doch stünde einem der Sinn nach Pipi Langstrumpf oder ähnlich infantilen Streifen, die man sonst nicht im Regal stehen haben möchte. Denn jetzt ist Embryostellungszeit, man schrumpft in die Kindheit zurück und ist doch in der Knochensägenrealität gefangen. Alles ist wie in den 70ern, ein Solidargefühl kommt auf. Man liegt im Geiste mit Jim Morrison in der Badewanne eines Pariser Hotelzimmers und keiner zieht den Abflussstöpsel. Hier bist du allein mit deinem Kater, verlorener als es in jeder Stadt der Fall wäre. Hier gibt es keine Fußgängerzonen, keine Cafés in die du dich durch eine schwarze Sonnenbrille abgeschirmt hocken und deine Wunden lecken könntest. Es gibt nur die kalt verputzte Wand, das Fenster, den Regen und Wald, Wald, Wald.

Im vor sich hin hämmernden Schädel verflüchtigen sich die Gewissheiten, kriechen Verschwörungstheorien ins Land der Tatsachen. Kennedy, die Mondlandung, Bielefeld. Alles scheint möglich in dieser fiesen, grauen Welt und dann auch noch die verdammte eigene Phantasie. Wieso eigentlich dauert ein Fußballspiel genau 90 Minuten? Wieso gibt es eine Pause nach 45? 1945 und 1990, die wichtigsten Jahre des 20. Jahrhunderts, Ende des Zweiten Weltkriegs und deutsche Wiedervereinigung, das kann doch kein Zufall sein! War der Erfinder der Kickerei vielleicht ein Prophet? Diese Kabbala macht einen noch wahnsinnig. Besser sich schmerzend aus dem Bett gequält und die Räude abgeduscht. Der Nachbarjunge spielt hinter dem Panoramafenster ein Metzelspiel auf seiner Konsole, sein Vater reißt in Gore-Tex gehüllt mit einem Spaten den Garten auf. Als die Kirchenglocken läuten, stößt du sauer auf. Dann gehst du hin zur Kirche, um Dein Inneres zu säubern. Nach der Messe kommt die Sonne raus und alles strebt ins Wirtshaus. Du strebst mit, setzt dich an den Katzentisch nahe der Küchentür und bestellst ein deftiges Fleischgericht mit Konterwoiza. Das mag der Kalte Truthahn nicht, das hasst er, das bringt die Wärme und das Leben zurück. Am späten Nachmittag verlässt du das Wirtshaus mit angenehm schweren Gliedern, plumpst ins Bett und schläfst bis zum nächsten Morgen. „Würdiges Katern“ nennt das die Allgäuer Jugend. Ja, wer so katert, katert wohl.

Mein „defekter Code“: Die Sünde erklärt

Sünde erklärt: Dass man den christlichen Glauben gut verstehen kann, wenn man das Leben wie ein MMO-Rollenspiel sieht, habe ich letztes Mal erklärt. Heute geht’s darum, wie ich mich persönlich im Spiel verhalten sollte, um kompatibel für Version 2.0 zu werden. Denn mein Problem ist ein defekter Code in mir – die sogenannte „Sünde“. Deshalb glitche ich andauernd rum, renne gegen Türen statt sie zu öffnen und bleib in Gegenständen stecken.

Mein defekter Code - Die Sünde erklärt durch Computerspiele - Sünde einfach erklärt

Sünde und Vergebung – erklärt für Gamer …

Diesen Code bekomme ich genauso wenig aus mir raus wie im echten Leben meine Milz oder Leber. Er ist mit mir verwoben und selbst der beste Chirurg kann ihn nicht entfernen, ohne mich zu töten. Aber der göttliche Programmierer hat mir immerhin einen Sensor dafür eingebaut, wann der kaputte Code am Werk ist: Das Gewissen. Immer wenn ich glitche, klingeln in mir die Alarmglocken. Und je besser ich auf die höre, desto weniger folge ich dem kaputten Code.

Das mag zwar ein gangbarer Weg zu sein, um nicht allzu viel Mist zu bauen – eine Lösung ist es nicht. Denn kaputter Code bleibt kaputter Code und egal wie wenig ich auf ihn höre, schließt allein schon seine Existenz mich von Version 2.0 des Spiels (a.k.a. „Himmel“) aus. Ich kann mich nicht selbst reparieren und muss es auch nicht. Denn das hat der Programmierer bereits für mich getan, indem er selbst „ins Spiel kam“ und mir die Möglichkeit zum rebooten gab. Voraussetzung dafür ist, dass ich den Neustart auch will.

Wieso sollte ich das denn nicht wollen, fragt jetzt vielleicht der ein oder andere? Nun ja, vielleicht weil ich den kaputten Code und seine Auswirkungen eigentlich sehr cool finde. Weil ich den Kick liebe, wenn ich Erfolg und Geld hinterherhechle und links und rechts alle anderen niedermähe. Oder, weniger Gangsta und mehr Alltag: Weil ich lieber besoffen als nüchtern bin, weil ich gerne über andere lästere, es bei der Steuererklärung lieber nicht zu genau nehme und ab und an einfach mal gerne fremdgehe. Der kaputte Code zieht eine rote Spur durch unser Leben. Durch jedes. Keiner und Keine ist frei davon.

Das Überraschende an der christlichen Lehre ist nun: Es ist ihr völlig egal, wie schwer man den Codefehler am Einzelnen bemerkt. Ob Mörder oder Stehendpinkler, alle sind mal grundsätzlich nicht für Version 2.0 geeignet. Es sei denn, sie nehmen das Angebot des Programmierers und seines Vorbildes an. Dann ist alles gut. Und dann fällt es leichter, den kaputten Code zu ignorieren. Ein Vorbild, wie das gebrochene Innere überlistet werden kann, hat Gott selbst als Jesus Christus gegeben. Wer so handelt wie er, der schafft’s einigermaßen glitchfrei durch’s Leben.

So die Sünde erklärt wird vielleicht die ein oder andere bisher als unsinnig wahrgenommene kirchliche Lehre klarer:

Warum werden Abtreibung, Ehescheidung und gelebte Homosexualität abgelehnt?
Weil die Kirche sie als Auswirkungen des „kaputten Code“ des Menschen betrachtet.

Werden deshalb Schwule, Geschiedene oder radikale Feministinnen verdammt?
Wer das immer noch glaubt, hat weiter oben nicht aufmerksam genug gelesen.

Es geht um den Code, nicht um das Glitchen. Richtiges Handeln entspringt der Achtsamkeit auf den richtigen Code und aus der Abkehr vom falschen. Doch auch das tollste Handeln (Endgegner mit 100 Health PERFECT besiegt) kann den Code nicht reparieren. Das kann nur das Eingreifen des Programmierers. Und das ist: Gnade.

Das Evangelium für Gamer erklärt

Passt auf liebe Gamer, ich verkünde Euch eine frohe Botschaft:
Der christliche Glaube sagt, dass wir in einem gigantischen von Gott programmierten MMO-Rollenspiel leben. Doch das Programm machte Probleme. Nach einigen Milliarden Jahren hatte sich ein gewaltiger Haufen Bugs angesammelt, der das Spielen mehr und mehr unmöglich machte und den Programmierer zur Verzweiflung trieb.

Frohe Botschaft Evangelium für Gamer für Computerspieler

Jedem Tierchen sein Plaisierchen …

Das Programm war derart verkorkst, dass man es eigentlich hätte löschen und komplett neu hätte schreiben müssen. Das hat der göttliche Programmierer auch gemacht, nur konnte er die Charaktere aus Version 1.0 wegen des verkorksten Codes nicht funktionstüchtig in Version 2.0 überführen. Damit kam er gar nicht klar, denn die Jungs und Mädels waren alle so was von hochgelevelt, hatten derbe Spezialskins, Flammenschwerter hoch zehn, also was soll ich sagen: Er liebte einfach jeden einzelnen Charakter unbändig! Um den Import in Version 2.0 dennoch zu stemmen, ergriff Gott daher drastische Maßnahmen, machte einen auf Tron und wurde selbst zum Spielcharakter: Level 1, unbewaffnet, kein auffälliger Background.

Auf seiner Reparaturmission fuhr er eine Doppelstrategie: Er zeigte den Charakteren, wie sie die Bugs umgehen konnten (z.B.: „Nein, rennt nicht 1000 mal gegen diese bescheuerte Tür, sondern macht sie halt einfach auf, verdammt!“). Und gleichzeitig fing er an, das Programm von innen heraus umzuschreiben, komplett neue Definitionen und Spielregeln einzubinden.

Als er damit fertig war, fehlte nur noch eins: Das Rebooten, der Neustart. Und weil Gott der genialste Programmierer aller Zeiten ist, schaffte er es, den kompletten Programmcode in seinen eigenen In-Game-Charakter einzubinden, so dass er nur diesen Charakter zum Implementieren neu starten musste und nicht das gesamte Programm. Der Neustart dauerte drei ganze Tage, dann respawnte Gottes Charakter und damit auch er selbst (der Part ist echt hirnverrenkend). Das sorgte für einen gehörigen Tumult, denn dieser Skill war bisher noch nicht freigeschalten gewesen – der funktionierte erst seit dem Reboot.

Ja und seitdem ist das Programm vom Code her gerettet, sprich: Es läuft stabiler als früher. Probleme bereiten aber nach wie vor die Bugs – denn weil eben nicht das ganze Programm neu gestartet werden konnte (um die Charaktere zu retten) sind die Fehler weiterhin vorhanden und es gibt noch immer Millionen Idioten, die in Gegenständen feststecken, mit dem Kopf gegen Türen laufen oder sonstwie rumspacken. Ist im Prinzip kein Problem, denn sobald sie „sterben“, kommen sie in die Reboot-Phase (a.k.a. „Fegefeuer“), der neue Programmcode wird implementiert und sie landen in der geheimnisvollen „Version 2.0“ des Spiels (a.k.a. „Himmel“). Allerdings, und hier wird’s jetzt richtig kompliziert, kommen Sie da nur hin, wenn sie in Version 1.0 ihre Zustimmung dazu gegeben haben.

Ganz richtig, Gott heißt nicht Mark Zuckerberg und darum ist ihm der freie Wille (a.k.a. Datenschutz) ein derart großes Anliegen, dass er den Spielcharakteren während des Games andauernd „Ich stimme zu“-Anklickboxen unter die Nase hält. Die sind künstlerisch nur feiner gemacht: Man stimmt nämlich immer dann zu, wenn man sich so verhält, wie es der Spielcharakter Gottes gemacht hätte. Dann aktiviert man den neu geschriebenen Code in sich selbst und sagt „ja“ zu Version 2.0. Wenn man das einmal verpasst hat – keine Sorge, die Anklickboxen schwirren dauernd herum. Es ist nie zu spät, um das Häkchen zu setzen.

Und was passiert mit denen, die einfach herumspacken wollen? Die das Häkchen nie setzen und es immer in vollem Bewusstsein ablehnen? Nun, auch das akzeptiert Gott. Für diese Typen hat der bekannte russische Hacker Sergej Atan Version 6.6.6. des Spiels geschrieben. Diese Version fühlt sich für den Charakter ungefähr so an, als müsse er bei nicht (zu)mute-barem Soundtrack einer japanischen Black-Metal-Band mit unaussprechlichem Namen und zickzackdornenreichem Logo  „Der Planer“ zocken und aus dem Augenwinkel dabei zusehen, wie die kleine Schwester das neue Pre-Release von Assassins Creed ausprobiert und dabei von Gronkh gestreichelt wird. Nicht schön.

So weit Schöpfung, Sündenfall, Erlösung, Himmel, Hölle, die groben Glaubensfakten und das Evangelium für Gamer halt. Demnächst an dieser Stelle: Wie ich den richtigen Code erkenne und mit dem rumspacken aufhören kann …

Das Hypnose-Smartphone des Narziss

Nein, ich bin kein esoterischer Angsthase. Und ja, ich nutze mein Smartphone gern und oft. Aber ich bin mir bewusst, wie es wirkt: Dein Smartphone hypnotisiert Dich. Das ist eine Erkenntnis, die vielen Nutzern verborgen bleibt.

Kennt Ihr den Mythos von Narziss? Der schöne Jüngling aus der griechischen Sagenwelt, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt und zugrunde geht, weil er den Blick nicht mehr abwenden kann? Wenn nein, könnt Ihr ihn hier nachlesen. Es ist die Geschichte von einem, der am Ende vor lauter sich-selbst-anstarren nichts mehr gebacken kriegt.

Der Medienforscher Marshall McLuhan hat diesen Mythos in den 60er-Jahren auf die Neuen Medien übertragen: Der moderne Mensch starrt den Fernsehbildschirm an wie Narziss sein Spiegelbild im Teich und wird dadurch in seinem täglichen Handeln gelähmt. McLuhan bleibt bei diesem recht offensichtlichen Vergleich aber nicht stehen, sondern analysiert den Mythos und damit den modernen Mediennutzer noch tiefer:

Narziss, so behauptet er, konnte sich nur deshalb in sein Spiegelbild verlieben, weil er nicht bemerkte, dass es sich überhaupt um ein Spiegelbild handelte. Narziss ging nach dieser Deutung also nicht zugrunde weil er zu Selbstverliebt war, sondern weil ihm die Erkenntnis darüber fehlte, was mit ihm geschah. Er dachte: „Boah, ist der hübsch!“ und war fest davon überzeugt, dass „der“ ein anderer war. Narziss tappte damit in einen Denkfehler, aus dem er nicht mehr entkommen konnte.

McLuhan weist darauf hin, dass der Name Narziss vom griechischen Wort „narcosis“, also „Betäubung“ stamme. Der narkotisierte Mensch, der sich selbst betrachtet, ohne es zu merken. Neue Medien, so McLuhan, seien „Erweiterungen des Menschen“, Werkzeuge des Bewusstseins. Mit dem Smartphone betrachten wir alle Facetten unseres Menschseins gleichzeitig: Soziale Kontakte, Kunst, Nachrichten. Das nimmt uns ein, das ist ein Spiegel unseres Selbst. Wer das nicht versteht, hockt in der Blockadefalle.

So weit der katholische Konvertit und Medienguru McLuhan. Zurück zu meinem eigenen Smartphone und prüfen wir mal, ob er recht hat: Hypnose, so sagt McLuhan, setzt die Reduktion auf einen oder wenige Sinne voraus. Durch diesen Trick werden die restlichen Sinne ausgeschaltet. Der Zahnarzt setzt zum Beispiel Musik ein, damit die Schmerzempfindlichkeit beim Bohren reduziert wird. Schauen wir also mal:

Narziss und sein Hypnose-Smartphone. Das Smartphone hypnotisiert, ist ein Spiegel des Menschseins

Es tut so unschuldig, aber es hypnotisiert seinen Nutzer: Das veraltete Smartphone des Autors.

Mit dem Kopfhörer stöpsle ich mich an mein Smartphone an, sobald ich in die S-Bahn einsteige. Mit Musik blende ich meine Umgebung aus. Akustische Narkose, Check! Ich verfolge die Ereignisse bei Facebook und Twitter, browse durch Nachrichten, Katzenbilder und Statusupdates, schreibe und lese Nachrichten auf WhatsApp, Facebook und Konsorten – Visuelle Narkose, Check! Wenn mich in diesem Zustand jemand anspricht oder gar anrempelt, ist das ziemlich unangenehm, so als ob ich plötzlich vom Schlaf aufgeweckt werde. Nach McLuhan liegt das daran, dass sich meine Konzentration plötzlich wieder auf alle Sinne ausweitet, ich also vom hypnotisierten wieder zum ganzheitlich stimulierten Menschen werde.

So weit, so verwirrend. Was ist also die Moral von der Geschichte? Die Moral ist ein Spruch, den auch schon die alten Griechen kannten: „Erkenne Dich selbst!“ und, so möchte ich hinzufügen: „Erkenne Dich selbst in den Medien, die Du nutzt!“ Sie sind unser Spiegelbild, nicht mehr und nicht weniger. Wenn ich nicht mehr ohne mein Spiegelbild sein kann, bin ich wie Narziss: Ein Mensch in der Falle.

Wie sollte ich mein Smartphone also nutzen? Wie einen Spiegel: Hin und wieder mal reinschauen ist völlig in Ordnung. Im Starren verharren dagegen sollte man vermeiden. Sonst tappt man in die Falle und sieht ganz nebenbei auch nicht mehr allzu intelligent dabei aus.

 

Flüchtlinge in Deutschland: Wir können und müssen sie aufnehmen!

Ich habe lange gezögert, Texte über Flüchtlinge in Deutschland zu schreiben. Die ganze Diskussion ist recht komplex und wird emotional bis hysterisch geführt. Man kann sich daran eigentlich nur die Finger verbrennen. Warum ich in dieser Woche nun doch eine Textreihe dazu verfasse, hat nur einen Grund: Ich habe ein bisschen Ahnung vom Thema, weil ich sechs Jahre lang hier gearbeitet habe, weltweite Flüchtlingstragödien beobachtet und Flüchtlingen in Deutschland geholfen habe. Ahnung verpflichtet, also los.

Flüchtlinge in Deutschland haben es besser als im Nahen Osten und das ist gut so!

Diese Kirche in Jordanien ist zu klein, die Flüchtlinge müssen draußen mitbeten. Das Land hat knapp 7 Millionen Einwohner, über eine halbe Million davon sind Flüchtlinge.

Viele Menschen glauben, wir könnten nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen. Das ist verständlich, denn man muss schon diverse nicht allzu offensichtliche Fakten kennen, um zu verstehen, warum wir schon aus Eigennutz so viele Flüchtlinge – vor allem aus dem Nahen Osten – aufnehmen sollten wie nur irgendwie möglich. Eine Liste dieser Fakten gibt’s morgen hier an gleicher Stelle, also klicken Sie rein!

Moralisch haben wir diese Verpflichtung darüber hinaus, weil wir nicht genug getan haben, um das herrschende Chaos in Afrika und im Nahen Osten zu verhindern und zu unterbinden. Die treibende destabilisierende Kraft im Nahen und Mittleren Osten heißt Saudi-Arabien. Ein totalitärer Staat und unser bester Buddy in der Region. Seinen Interessen haben wir im Nahen Osten die Irak-Kriege und den Islamischen Staat sowie in Afrika Boko Haram zu verdanken. Von dort stammt das allermeiste von dem, was man heute so „Islamismus“ nennt. Weil uns die Arabische Halbinsel immer schon wichtiger war als der Rest des Nahen Ostens – Israel eingeschlossen – und weil wir zu islamophob, xenophob und wirtschaftsfixiert waren, um die realen Zusammenhänge der Region erfassen zu wollen, haben wir es zugelassen, dass die vielfältige und größtenteils friedfertige islamische Kultur von finanzstarken Fanatikern aus Saudi-Arabien und dessen Satellitenstaaten zerschlagen, gleichgeschaltet und als „radikaler Islam“ wiederaufgebaut wurde. Herzlichen Glückwunsch, lieber Westen! Die Quittung ist dieser Flüchtlingsstrom.

Die Reaktion des offiziellen Deutschland und seiner Bürger auf diese Herausforderung macht mich bisher stolz. Die großartige Begrüßung der vorwiegend syrischen Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof Anfang September und die klaren Worte von Kanzlerin Angela Merkel sind genau das Gegenteil von dem, was jeder erwartet hätte, der nur das Mediengekreische für bare Münze genommen hat. Die Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte sind die dunkle Seite der Medaille. Die Täter sind in meinen Augen große Kinder, die trotz Globalisierung und (vermutlich) eigenem Auto zumindest geistig noch nie über die Gassi-Reichweite ihres Kampfhundes hinausgekommen sind. Ihre Anstifter dagegen sind unserem Verfassungsschutz bekannt. Man muss sich daher ernsthaft fragen, wieso nicht energischer gegen diesen Rechtsterrorismus vorgegangen wird. Das ist eine noch unerledigte Hausaufgabe unserer Sicherheitskräfte.

Als Christ kommt für mich noch eine weitere Dimension hinzu: Die Geschichte vom Barmherzigen Samariter und die klare Aufforderung Jesu, jedem, aber auch wirklich jedem zu helfen, der Hilfe braucht, lässt nicht den kleinsten Raum für Sprüche wie „das Boot ist voll“. Selbst wenn das wahr wäre (was es in Deutschland keinesfalls ist), hätte ich als Christ die Verpflichtung, jeden mit in meinen Rettungsring zu nehmen, der ihn braucht. Wem das zu radikal ist, den verstehe ich. Wenn derjenige sich dann aber noch „Christ“ nennt, finde ich das irgendwie inkonsequent.

Das Wesentliche und seine Nebenwirkung

Stell Dir den Moment vor, in dem Du stirbst. Diesen konkreten Moment in der Zukunft, von dem Du mit absoluter Sicherheit weißt, dass es ihn geben wird. Verwende zehn Sekunden darauf, Dir Deinen Tod ganz konkret vorzustellen, danach lies weiter.

Memento mori - Glauben an die Auferstehung

Grabstein in Freiburg

Fertig? Nun, egal, ob Du Dir Dein Ableben eben als schwebenden Übergang in ein anderes Leben oder als reines ausgeknipst-werden vorgestellt hast: Was Du dabei gespürt und gedacht hast, war das Wesentliche: Die Frage nach der menschlichen Existenz und dem Sinn. Du hast Dir den Moment ausgemalt, von dem die christliche Botschaft ausgeht. Christen behaupten nicht weniger, als dass es einmal jemanden gab, der gestorben ist und wieder auferstand. Und das meinen wir wörtlich, das macht unseren Glauben aus. Was über Jahrhunderte hinweg ein Skandal war, ist für die Menschen heute ganz leicht zu verstehen, denn schließlich kennen wir die Wiederauferstehung zur Genüge aus Computerspielen. Aber das hier ist kein Spiel, es ist ernst. Denn durch seine Auferstehung hat Christus – wie der Gamer sagt – den „Skill“ Auferstehung für die gesamte Menschheit freigeschaltet. Keiner muss mehr tot bleiben, es geht weiter. Die Frage, was das konkret heißen soll, ist nicht Thema dieses Texts. Nur so viel: Das Ausbleiben christlicher Zombiehorden ist ein dezenter Hinweis darauf, dass unsere menschlichen Körper nicht zum Recycling gedacht sind. Es ist alles ganz anders.

Die Freischaltung des Skills „Auferstehung“ durch Jesus Christus ist das Wesentliche am christlichen Glauben. 

Gott ist Mensch geworden und hat seine ganze Schöpfung umgekrempelt, um uns aus der Bredouille zu ziehen. Warum das nötig war, auch davon soll ein andermal die Rede sein. Hier nur so viel: Wir waren Schuld. Du, ich, Tante Erna und der süße kleine Kevin tragen Spuren dieser Schuld immer noch in uns. Das ist der christliche Glaube. Tod, Leben, Sünde, Erlösung. Übersinnlich, Irrational, mystisch. Darum geht’s.

Aber worüber reden wir Christen?

Über Meinungshoheit, linke oder rechte Politikfantasien, Homosexualität, Frauenrechte, Kita-Plätze, Elterngeld, Abtreibung, die US-Wahlen, die mörderischen Vollidioten unserer und anderer Religionen. Wir folgen dem Nachrichtenwert: Wenn etwas stinkt, knallt, kracht und idealerweise noch in der Nähe geschieht, ist es berichtenswert. Das ist ein Mediengesetz und das bedeutet, es ist nicht gut und nicht schlecht, sondern, wie der Österreicher sagt, „es is a so“. Ein Naturgesetz, das der Sache innewohnt. Die Kirche folgt diesem Naturgesetz, obwohl es ihr egal sein könnte und müsste. Denn was stinkt, knallt und kracht ist nicht das Wesentliche. Es ist eine Nebenwirkung. Das heißt nicht, dass wir darüber nicht reden dürfen. Es heißt nur, dass wir uns diesen Themen vom Wesentlichen, vom Kern unseres Glaubens her nähern sollten und nicht aus der Überheblichkeit unserer Studier- oder Redaktionsstuben. Das wahre Wissen der Kirche war immer schon erbetet, reine Gnade.

Wir sind noch keine Menschen …

Weil wir nicht mehr beten, werden wir nur noch durch unsere Äußerungen zu den Nebenwirkungen wahrgenommen. Wir schweigen zum Wesentlichen in der Öffentlichkeit. Stattdessen diskutieren wir lang, breit und lieblos über Sozialthemen oder die rechtlichen Implikationen kirchlicher Trägerschaft, erklären aber niemandem mehr, warum die Kirche sich überhaupt sozial engagiert. Nicht aus politischem Interesse oder damit die Leute aus Not unserem Verein beitreten. Sondern weil der Urgrund der Kirche es verlangt. Weil der Gott, der Mensch wurde, von uns verlangt, Mensch zu werden. Daraus folgt: Wir sind noch keine Menschen. Wir sind Sünder, brauchen Erlösung und wenn wir die nicht haben, können wir zehntausend Waisenhäuser gründen und fahren trotzdem zur Hölle. So rum wird ein Schuh draus und wenn wir das verkünden, werden wir verstanden. Aber Sünde und Sühne, Himmel und Hölle, Verdammnis und Erlösung sind abgeschafft.

Die Kirche wird in Deutschland nur noch als Nachklang des Wesentlichen wahrgenommen, als eine Institution gewordene Nebenwirkung der Erlösung.

Darum werden wir nicht mehr verstanden. Wir werden nicht verstanden, weil unsere Pfarreien oft nurmehr zünftige Traditionsvereine mit salbungsvollem Inhalt sind, doch keine brennenden Gebetszellen angehender Mystiker. Ein Symptom davon ist unsere Kirchenarchitektur: Eine gotische Kathedrale atmete noch das Evangelium, an jeder Ecke war sie Architektur gewordene Katechese. Sie strebte zu höherem, spornte den Menschen an, hielt hunderte versteckte Wahrheiten bereit, die es zu entdecken galt. Aus dem Kirchengebäude sollte der Heilige Geist sprechen, doch heute dünsten die grauen Betonwände meist eher akute Depression aus. Wenn das angeblich so hirnlose und leibfeindliche Mittelalter schönere Gotteshäuser hervorgebracht hat als unsere Komfort- und Genussgesellschaft, sollten wir wohl besser selbst wieder etwas hirnloser und leibfeindlicher werden.

Grab aus dem hirnlosen Mittelalter (im Freiburger Dom)

Grab aus dem hirnlosen Mittelalter

Doch Sarkasmus beiseite und zurück zum Kern: Die deutsche Kirche hat in ihrer Kommunikation das Übersinnliche, die Transzendenz inzwischen weitgehend ausgesperrt und thematisiert – wie alle anderen gesellschaftlichen Akteure – vorwiegend das Banale. Jammern hilft da jedoch nicht weiter, darum die konkrete Frage: Wie kann man das ändern? Der berühmte Medientheoretiker Marshall McLuhan gab auf diese Frage die kommunikationswissenschaftlich fundierte Antwort, die Kirche solle „nur noch das Höllenfeuer predigen“. Er meinte damit aber nicht, dass die Pfarrer grimmiger gucken und die Kirche den Leuten Angst machen sollte. Er ging vielmehr davon aus, dass man nicht über das Wesentliche reden kann, ohne dass einen das nackte Grauen packt.

Die Angst kommt automatisch, wenn man ernsthaft über jenseitige Dinge spricht.

Und wer glaubt, das könne man den Menschen nicht zumuten, kennt die Absatzzahlen des Horrorbuch- und Computerspielmarktes nicht. Die Menschen sehnen sich danach, dass über Transzendenz gesprochen wird. Wer, wenn nicht die Kirche kann den Mut und die Zuversicht haben, die richtig beängstigenden Fragen zu stellen? Die traurige Antwort: Stephen King, J.K. Rowling oder David Wong.

Transzendente Erlebnisse machen die Menschen heute nicht mehr in der Kirche, sondern in Computerspielen oder bei der Lektüre von Fantasy und Horrorliteratur.

Dieses Genre stellt jene Fragen, für die unsere Theologie zu feige geworden ist.

Beispiel gefällig? Bitte schön. Er stammt aus dem Buch  „John dies at the end“ von David Wong:

Hattest Du schon einmal einen Traum, der mit einem Knall endete? Vielleicht feuerte im Traum jemand eine Waffe auf Dich ab. Und als Du wach wurdest, verschmolz der Pistolenknall in den Lärm einer umgekippten Mülltonne vor Deinem Fenster. Nun die verzwickte Frage: Woher wusste Dein Gehirn, dass die Mülltonne umfallen würde? Kann etwas in Dir hellsehen? Hier sind zwei Antworten, beide der Horrorliteratur entnommen:

1. Zeit ist kein linearer Ablauf, sondern eine Einheit, ein Ozean. Im Traum verlassen wir die Zeit, betreten die Ewigkeit und alles geschieht gleichzeitig. Darum war es für Dein Gehirn kein Problem, den Müllmann mit dem Pistolenschuss zu synchronisieren.

2. Die meisten unserer Träume, auch die längsten, dauern nur wenige Sekunden. Zeit kann also unterschiedlich lang empfunden werden und die Zehntel Sekunden zwischen Mülltonne und Aufwachen haben dem Gehirn gereicht um eine gefühlt halbstündige Storyline zu entwerfen, an deren Ende der Schuss fällt.

Faszinierende Gedanken, was? Und jetzt bist Du dran, vor allem wenn Du Priester oder Theologe bist. Aber auch, wenn Du Dich als gläubigen Journalisten siehst: Rede über so was! Aber bitte auf Deutsch und nicht auf Theologisch. Hab keine Angst davor, für verrückt gehalten zu werden. Stelle Fragen und gib Antworten aus dem Evangelium. Dann kommen wir „Zurück zum Wesentlichen“.

To be continued …